DRM - Norisring 1982
Porsche-Festival in Nürnberg
Vor dem Norisring-Rennen besuchte ich 1982 die MWM-Läufe von Silverstone, Nürburgring und Le Mans. Jedes einzelne Rennen davon war ein Erlebnis für
sich. Aber das Rennen an der Noris übertraf sie an Spannung alle!
Alles was Rang und Namen hatte war am Norisring vertreten.
Allein 7(!) verschiedene Porsche-Typen waren im Hauptrennen am Start, vom 12 Jahre alten Porsche 908 bis zum neuesten Groundeffekt-Werks-Porsche 956.
Kleiner Überblick:
Jochen Mass - Werks-Porsche 956 (Deutschland-Premiere)
Rolf Stommelen - Kremer-Porsche CK5
Manfred Winkelhock - Ford C 100
Klaus Niedzwiedz - Ford Capri Turbo
Bob Wollek - Porsche 936
John Paul jr. - Porsche 908
Hans Heyer - Sauber SHS C6
John Fitzpatrick - Porsche 935 K4
G. Moretti - Porsche 935 Langheck
David Hobbs - Porsche 935 Langheck
Hans Stuck - BMW M1
Dazu noch viele weiter bekannte Fahrer und Wagen. Interessant: Beide Porsche 935 Langheck (“Moby Dick”) und der Kremer-Porsche 935 K4 waren am
Start.
Vor dem DRM-Rennen gab es ein Oldtimer-Rennen. Ein Rennen, derart gut besetzt, daß es schon allein ausgereicht hätte um die 80.000 Zuschauer an
die Noris zu locken. Am Start u. a. Stirling Moss und David Piper. Porsche 908, McLaren, Lola T70, Porsche 904, Ford GT40 und und und...
 Stirling Moss
Den Sound dieser Wagen kann man nicht beschreiben, den muß man selbst gehört haben! Das Oldtimer-Rennen
gewann der Porsche 908 - von der Pole aus. Und auch im Hauptrennen war ein Porsche 908 am Start!
 Dr. Siggi Brunn - Pole und Sieg im Porsche 908
Ein Porsche 904 aus dem Oldtimer-Rennen
 Porsche 910
Training
Selbstverständlich erwarteten alle den neuen Werks-Porsche 956 auf der Pole-Position! Wer sollte den 1-2-3 -
Sieger von Le Mans schlagen? Um es kurz zu machen: Ein 12 Jahre alter Porsche 908! Der Porsche 908, der als
Sauger auch im Oldtimer-Rennen auf der Pole stand, putzte den neuesten Groundeffekt-Werks-Porsche im Training
von der Pole-Position! Und auch der alte Porsche 936 von Bob Wollek war schneller als der neueste Werks-Porsche.
Pole in 0:49,67 min: John Paul jr. im Porsche 908 Turbo
Sicherlich hatte John Paul jr. mit dem 908 wegen des geringen Gewichts und des kurzen Radstandes gewisse
Vorteile. Trotzdem war es eine tadellose Leistung des 20jährigen, den Wagen -gegen diese Konkurrenz- auf die Pole zu stellen!
Jochen Mass stellte den Werks-Porsche auf den dritten Startplatz - neben den Ford C100 von Manfred Winkelhock.
Aufgrund des längeren Radstandes -im Vergleich zum Porsche 908- waren die beiden 935 Langheck (“Moby Dick”)
von Moretti und Hobbs auf dem Norisring im Nachteil. Nebenbei: Mit dem 935 von Hobbs sollte Rolf Stommelen 10 Monate später tödlich verunglücken...
Rennen
Vor dem Rennen gab es noch einigen Ärger. Da der Treibstoff limitiert war, und es abzusehen war, daß der Werks
-Porsche Probleme bekommen würde, wollte Rennleiter Gernot Leistner die Wagen die ersten drei Runden spritsparend hinter dem Pacecar herfahren lassen. Doch Zakspeed protestierte, und so sah man von dem Vorhaben ab.
Aber es war klar, daß der 956 nicht über die volle Distanz voll fahren konnte. Darauf baute man bei Ford.
John Paul jr. münzte seine Pole gleich in eine Führung um und heizte vornweg. Nach wenigen Runden jedoch brach
am 908 der Heckspoiler und JP mußte an die Box zur Reparatur. Da er bis dato souverän geführt hatte, wäre es
interessant gewesen zu erfahren, wie es ohne den Heckflügelbruch ausgegangen wäre. So reichte es “nur” zu einem 6. Platz. Immer noch absolut ehrenwert!
 Winkelhock neben Rolf Stommelen und Bob Wollek
Bob Wollek im Porsche 936
Bob Wollek kam es nur darauf an Rolf Stommelen zu schlagen. Für Bob ging es um den Titel des deutschen
Rennsportmeisters. 1977 verlor er den Titel im letzten Rennen an Rolf Stommelen. Also richtete Bob sein Rennen auf Rolf Stommelen aus.
Rolf Stommelen im Kremer-Porsche CK5
David Hobbs im Kremer-Porsche 935 K4
Heyer hat Moretti überrundet
Stommelen vor Heyer
 Mass überrundet den URD C81
 Mass überrundet den Sauber
Jochen Mass setzte sich an die Spitze und fuhr mit vollem Boost einen großen Vorsprung raus. Wenn Jochen zuletzt
in die Dutzendteich-Kehre abbog, kam Manfred Winkelhock gerade durch das Schöller-S. Aber knapp 10 Runden vor Rennende begann die Benzinleuchte im Werks-Porsche zu blinken! Jochen machte auf der Zielgeraden die
Porsche-Crew mit der Lichthupe auf sein Problem aufmerksam. Anschließend drehte er den Ladedruck runter und
begann früher zu schalten um die Drehzahl niedrig zu halten und so Sprit zu sparen. 1974, beim letzten Rennen des
1100 PS starken Porsche 917/30, hatte Porsche diese Taktik angewandt um trotz Treibstofflimitierung nochmals mit dem Turbo-Porsche ein CanAm-Rennen zu gewinnen. [Ohne Zündaussetzer kurz vor Rennende hätte das auch
geklappt.] Zuvor war Porsche über den Treibstoffverbrauch aus der CanAm-Serie verbannt worden. Die Erfahrung aus diesem Rennen machte sich jetzt bezahlt.
 Winkelhock (Mitte) im Ford C100 auf der furiosen Aufholjagd
Manfred Winkelhock, ohne jegliche Spritsorgen, holte mit jeder Runde -auch optisch sichtbar- auf. Manfred spürte,
daß er eine reelle Chance hatte und fuhr am absoluten Limit - und so auch die schnellste Rennrunde. Und diese
schnellste Runde lag nur 5/100 sec über Manfreds Trainingszeit! Mit jeder Runde kam Manfred deutlich näher an den
führenden 956 ran. Und mit jeder weiteren Runde rechnete man damit, daß dem Porsche der Sprit ausging.
Das Rennen war bis dato schon sehr spannend, aber die letzten 10 Runden erhöhten den Pulsschlag nochmals um einige Prozent!
 Manfred Winkelhock - im Rennen schneller als Teamkollege Ludwig im Training
Aber es sollte für Mass reichen. Jochen rettete einen Vorsprung von einer Sekunde über die Ziellinie. Im Tank
befand sich nurmehr ein feuchter Fleck, etwas weniger als ein Liter Treibstoff. Der 956 hätte keine weitere Runde geschafft! Mass-Arbeit!
Jochen Mass - mit der “74er Mid-Ohio-Taktik” zum Erfolg!
Bis auf Manfred Winkelhock wurden alle anderen Gegner, darunter absolute Top-Fahrer wie Stommelen, Wollek und
Niedzwiedz, mindestens einmal überrundet!
Nebenbei: Auf der Rückfahrt trafen wir an einer Autobahnraststätte Stirling Moss. Moss war, mit seinem Oldtimer
aus dem Rennen auf dem offenen Hänger, auf dem Rückweg nach England. “Unglücklicherweise” parkte ich ihn zu, sodaß Stirling Moss erst nach einer Runde Autogramme und einem Schwätzchen weiterfahren konnte.
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